Die lateinische Sprache und Literatur beschäftigen uns Schüler am AMG für viele Jahre unserer Schullaufbahn. Doch verständigten sich die Römer tatsächlich so, wie wir es in den Texten von Cicero, Ovid, Horaz und Co. lesen, oder gab es auch bei ihnen eine Umgangssprache, wie wir alle es aus dem Deutschen und anderen gesprochenen Sprachen kennen?
Um diese und viele weitere Fragen zu beantworten, besuchte Herr Dr. Zenk – Lehrstuhlinhaber für Klassische Philologie und Latinistik an der Universität Bamberg – am 27. März die Lateinkurse der Q11 und hielt einen Vortrag über das Vulgärlatein. Auf die Frage, ob die Römer nun wie im Schulbuch sprachen, findet man schnell eine Antwort: Nein, auch im Lateinischen gab es Unterschiede zwischen literarischer und gesprochener Sprache. Das Vulgärlatein, auch Sprechlatein genannt, lässt sich somit als die von allen Mitgliedern der lateinischen Sprachgemeinschaft gesprochene Sprache definieren, wobei es natürlich auch innerhalb dieser verschiedene Varietäten, beispielsweise Dialekte oder gesellschaftlich bedingte Unterschiede in der Ausdrucksweise, gab.
Ursprünglich sprach man Latein nur in einem kleinen Gebiet um Rom. Durch die Feldzüge der Römer und die daraus resultierende Ausweitung des Römischen Reichs wurden jedoch über viele Jahrhunderte einige eroberte Gebiete romanisiert, das heißt, dass dort die römische Kultur und Sprache übernommen wurden. Aus dem Lateinischen entwickelten sich dann ab der Spätantike die romanischen Sprachen, die man somit als das „Latein von heute“ bezeichnen kann. Das Gebiet, in dem heutzutage in Europa romanische Sprachen gesprochen werden, entspricht ungefähr dem Gebiet, das auch wirklich romanisiert wurde. Dazu gehören Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien.
Obwohl uns also wenige Zeugnisse des Vulgärlateins vorliegen und niemand es in seiner Vollständigkeit kennen oder rekonstruieren kann, lebt diese vermeintlich tote Sprache bis heute in den romanischen Sprachen weiter.
Laetitia Tranitz (Q11)