Einen Blick auf Profis werfen und erkennen, was sie können - das unternahm unser Wahlkurs "Theater und Film" am 23.03.23 unter Leitung von Frau Dennerlohr. Wir besuchten das Stadttheater Regensburg, um uns das Volksstück "Glaube, Liebe, Hoffnung" von Ödön von Horváth anzusehen. Im Nachgespräch mit Schauspielern und dem Dramaturgen Daniel Grünauer tauschten wir unsere Eindrücke aus, fragten nach und diskutierten, so dass wir den Theaterbesuch als große Bereicherung erlebten.
In dem Stück versucht die Protagonistin Elisabeth Auswege aus ihrer schwierigen Lebenssituation zu finden und muss sich letztendlich eingestehen, dass sie gescheitert ist und keinen Glauben, keine Liebe und keine Hoffnung mehr empfindet. Um der Hungersnot zu entkommen, versucht sie sich zu ertränken und wird allerdings von einem SA-Soldaten gerettet, der sich hiervon eigenen Profit erhofft.
Foto: Stadttheater Regensburg
Besonders auffällig ist die von Horváth geforderte artifizielle Sprache, die auf das Publikum wirken soll, als versuchten Bayern hochdeutsch zu sprechen. Der Fokus liegt damit bei den Schauspielerinnen und Schauspielern auch auf Aussprache und Betonung, während größtenteils kleine, einfache Körperbewegungen angewandt werden. Die Inszenierung arbeitet auch, wie vom Text verlangt, mit Stille; dabei stehen die Figuren stumm auf der Bühne, als hätte man die Aufführung für einige Sekunden gestoppt, was die komödiantischen Dialoge, aber auch die Brüche im Geschehen unterstreicht und dem Publikum Zeit für Reflexionen gibt. Deutlich wird, dass jede Figur in ihrer eigenen Welt abgeschottet von allen anderen lebt, sodass sich die Charaktere kaum ansehen und auch während der Dialoge aneinander vorbeireden. Diese emotionale Distanz wird durch die stillen Momente verstärkt, denn innerhalb dieser kurzen Pausen ändert sich etwas im Inneren der Figuren. Jeder ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sein Umfeld tatsächlich wahrzunehmen. Dies wird auch durch die minimalistische Bühnengestaltung gezeigt, welche durch die Darstellung der Verlorenheit bzw. des In-Die-Welt-Geworfen-Seins existentialistische Motive aufweist. Die schräge Bühne verstärkt das Gefühl der Beklemmung und Verlorenheit; das Gefühl, jeder könnte ins Bodenlose fallen, nicht nur Elisabeth.
Das letzte Bild, welches mit dem Tod Elisabeths endet, unterscheidet sich in der schauspielerischen Inszenierung vom Rest des Stücks: Die subtilen Gesten werden ersetzt durch große Bewegungen, die den Verfall der Protagonistin in den Wahnsinn zeigen. Ihr Lachen ist bitter, sie hastet ziellos auf und ab und beißt sich in die Arme – wie ein wildes Tier, ohne jegliche Kontrolle über sich selbst, so als würde sie halluzinieren.
Dieser Theaterbesuch und das anschließende Gespräch lohnte sich für uns alle sehr und deshalb freuen wir uns schon auf die nächste Aufführung mit einem hoffentlich ebenso inspirierenden Austausch für unsere eigene Bühnenarbeit.
Laura Vogl, Q 11