Still und dunkel war es in der Aula des AMG – nur die kleinen Lichtlein am riesigen Weihnachtsbaum, die die roten Christbaumkugeln erstrahlen ließen, spendeten ein wenig Helligkeit – als der Schauspieler Michael Heuberger im Lichtkegel einer kleinen Tischlampe unseren jüngsten Schülerinnen und Schülern nebst Eltern und Lehrkräften am frühen Abend aus einem aktuellen Jugendbuch vorlas.
Es ist längst (schon seit über 30 Jahren!) Tradition am Albertus-Magnus-Gymnasium, dass für unsere fünften und sechsten Klassen in der Vorweihnachtszeit aus einem Jugendbuch vorgelesen wird. Dabei wird nicht verraten, worum es geht. Aber im Anschluss gibt es das Buch – neben anderem Lesestoff – an einem Büchertisch der Dombuchhandlung zu kaufen. Oft findet sich hier auch schon ein geeignetes Weihnachtsgeschenk!
Dieses Jahr war die Auswahl besonders schnell auf ein Buch gefallen, in dem es um die Liebe zum Schreiben und den Wunsch, Journalist zu werden, geht:
Ajay und die Tintenhelden von der Autorin Varsha Shah
Der 12-jährige Ajay, der in der indischen Millionenstadt Mumbai wohnt, möchte unbedingt seinen größten Wunsch erfüllen: Er will eines Tages ein bekannter Journalist werden. Doch als Straßenjunge stehen seine Chancen schlecht: Er lebt am Bahnhof, ohne Unterstützung von Eltern oder Verwandten, hat noch nie die Schule besucht und muss täglich für wenige Rupien Zeitungen verkaufen. Das Lesen hat er sich mithilfe von Zeitungen, unter denen er schläft, selbst beigebracht. Schließlich ist er mutig genug, den einflussreichen Herausgeber Mister Gupta anzusprechen und um einen Minijob in dessen Zeitung zu bitten. Aber leider wird Ajay nur ausgelacht. Was kann ein Straßenjunge wie er schon Interessantes schreiben? Doch Ajay nimmt sich fest vor: "Eines Tages werde ich etwas schreiben, das es wert ist, gelesen zu werden!"
Als eine Kleidungsfabrik in der Nachbarschaft bei einem heftigen Monsunregen unter mysteriösen Umständen einstürzt, schwört er sich, der Sache nachzugehen. Zusammen mit seinen Freunden gründet er eine eigene Zeitung, in der er die Wahrheit ans Licht bringen will. Dabei legen sie sich mit einigen der einflussreichsten Menschen Mumbais an, die es gar nicht gerne sehen, wenn eine Bande von Straßenkindern ihnen einen Strich durch die Rechnung machen…
Herr Heuberger verstand es, Spannung aufzubauen und über eine ganze Stunde zu halten, denn völlig gebannt und konzentriert hörte das junge Publikum zu und wollte sogar noch weitere Kapitel hören, obwohl sie vom Vorleser nicht eingeplant waren.
Tatsächlich ist die Geschichte fesselnd geschrieben und bleibt auch spannend bis zum Schluss, denn die Abenteuer, die Ajay mit seinen Freunden erlebt, sind manchmal auch gefährlich. Sie brauchen viel Mut und Durchhaltevermögen, um die kriminellen Machenschaften aufzudecken und publik zu machen. Aber aufgeben ist für die Jugendlichen keine Option, und sie gehen trotz vieler Hindernisse und Schwierigkeiten durch Dick und Dünn!
So ist das Buch nicht nur eine Inspiration für junge Menschen, sondern informiert auch über das Thema Fast Fashion und die Probleme, die damit verbunden sind, im Anhang. Denn der Einsturz der Textilfabrik in diesem Buch ist leider kein ausgedachtes Unglück, sondern diese schrecklichen Vorfälle passieren in Kleidungsfabriken auf der ganzen Welt immer wieder.
Außerdem geben viele Erklärungen am Ende des Buches einen Einblick in die Kultur Indiens, indem kulinarische Begriffe (zum Beispiel Chai für Tee oder Naan für Fladenbrot) oder Informationen zur Bevölkerung Indiens, zum Beispiel den Dalits (eine Gruppe von Menschen, die in der Gesellschaft Indiens ganz unten stehen) gegeben werden.
Fotos: privat
Vielen Dank an Herrn Heuberger, der unserer Schule treu bleiben will und nächstes Jahr wieder zur Lesung kommt, wie er am Ende des Abends versprach, an das Indienhilfeteam, das warmen Kinderpunsch ausschenkte, und der Dombuchhandlung Pustet mit Frau Kornprobst, die den Büchertisch bereitstellte!
Sabina Aslan