Nach der verspielten und heiteren Inszenierung des Stücks „Momo“ nach dem Roman von Michael Ende im letzten Schuljahr wandte sich das Oberstufentheater im Jahr 2024 einem ernsteren, für die heutige Zeit jedoch genauso relevanten Thema zu: Mit unserer Aufführung und Neuinterpretation des Stücks „Woyzeck“ nach dem Drama von Georg Büchner konnten wir die Zuschauerschaft erneut begeistern.
Das Drama „Woyzeck“ handelt von dem gleichnamigen Protagonisten, welcher aufgrund seiner prekären sozialen und finanziellen Lage sowie Demütigungen durch seine Vorgesetzten immer weiter dem Wahnsinn verfällt. Das Fremdgehen seiner Freundin Marie wirkt in Woyzecks psychischer Verfassung als Katalysator für das katastrophale Ende des Dramas.
Insbesondere die Reduktion des Stücks auf seinen Kern sowie unsere ausführliche und ambivalente emotionale Ausarbeitung der Charaktere, welche sich u.a. durch Mehrfachbesetzungen der Figuren bewerkstelligen ließ, berührten die Zuschauerschaft und regten zum Nachdenken an. Mithilfe von Symbolen wie roten Frauenschuhen machten wir auf aktuelle Problematiken wie Femizide, also die Tötungen von Frauen aufgrund geschlechtsspezifischer Hierarchieverhältnisse, aufmerksam. Ansonsten verzichteten wir allerdings auf Requisiten und hielten auch die Kostümwahl sehr einfach. Unabhängig von den Rollen, die wir Schauspieler einnahmen, trugen wir alle weiß-blau gestreifte Hemden, welche sich lediglich in ihrer „Knöpfweise“ unterschieden, um die Figuren zu charakterisieren. Intensive Nachbesprechungen mit der Zuschauerschaft bewiesen, dass nicht nur wir als Schauspieler, sondern auch das Publikum das Stück nun mit anderen Augen sieht. Ein Grund hierfür ist neben den präzisen schauspielerischen Leistungen unsere ambivalente Darstellung von Marie, welche einerseits als mütterliche und fürsorgliche, im Verlauf des Stücks allerdings auch als Woyzeck gegenüber verbittert und abweisend wirkende Figur auftrat. Durch die Doppeltbesetzung dieser Figur wurden auch ihre Emotionen stark ins Zentrum unserer Inszenierung gerückt, womit sie neben Woyzeck eine zweite Protagonistin darstellt. Mithilfe unserer kreisförmigen Bühne, welche an eine Zirkustribüne erinnerte, gaben wir auch Woyzecks Verfall in den Wahnsinn anschaulich wieder, da man die Stimmen der verschiedenen Figuren so aus allen Richtungen wahrnehmen und Woyzecks innere Verwirrtheit sowie seine Halluzinationen besser nachvollziehen konnte.
Unsere Theatergruppe freut sich sehr über das positive Feedback, insbesondere natürlich diejenigen Mitglieder, die das erste Mal auf der Bühne standen. Innerhalb der Gruppe bestand eine gute Dynamik, die dafür sorgte, dass wir uns beim Textlernen und Schminken gegenseitig unter die Arme greifen und unsere Nervosität zügeln konnten. Die Leitung der Theatergruppe, Frau Manuela Dennerlohr, stand uns allen mit hilfreichen Vorschlägen zur emotionalen Ausarbeitung der Charaktere sowie ihren Ideen zur abstrakten und reduzierten Bühnengestaltung federführend zur Seite und hat uns während der Probezeiten stets motiviert. Nicht zu vergessen ist auch das Technikteam, das unseren insgesamt drei Aufführungen am 16. und 18.01.2024 mit Musik und Beleuchtung den letzten Schliff verliehen hat und zudem unser Programm und das Plakat gestaltete.
Foto: privat
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Laura Vogl, Q 12