In seiner Ars amatoria beschreibt Ovid, "wie ohne Ende der Spieler verliert, um nicht zu verlieren, und wie der Würfel die Hand immer von neuem verlockt" (V. 450f). Spielsucht war also wohl schon ein antikes Phänomen, doch womit spielten die römischen Kinder, womit die Erwachsenen? Antworten fanden die Jungarchäolog*innen wie so oft zunächst auf bildlichen Darstellungen wie Reliefs und Fresken. Besonders beliebt waren Spiele mit Nüssen in den verschiedensten Varianten, die oftmals den Spielen mit heutigen Murmeln glichen. Aber auch Ballspiele waren im privaten Bereich sehr beliebt. Als Bälle dienten aufgeblasene Schweins- oder Rinderblasen oder auch genähte Bälle aus Leder oder Stoff. Doch auch das typische Brettspiel hatte seinen Ursprung in der Antike: Besonders beliebt bei Groß und Klein war das Mühlespiel, das es in einer runden und einer eckigen Variante gab. Belege für dieses Spiel sind zahlreich: Am römischen Torturm am Kornmarkt in Regensburg findet sich bei genauem Hinsehen ein eingeritztes Mühlespiel, das die Arbeiter wohl gespielt haben, bevor der Stein verbaut worden ist. Und selbst der Marmorstein, der für den Königsthron Karls des Großen, der in Aachen steht, verwendet worden ist, zeigt an der Seite ein antikes Mühlespiel. Zwar gab es bereits Würfel, wie wir sie heute kennen und die auch bei Ausgrabungen entdeckt worden sind, bekannter waren allerdings die "Würfel"-Spiele mit Tierknöchelchen. Während die Archäologie-AG beim Venuswurf nur um Schokoriegel "zockte", wurde in der Antike durchaus auch mit hohem Einsatz gespielt.

Wie so oft sind natürlich auch Grabbeigaben sehr aufschlussreich für Archäologen. Mit Staunen betrachtete man das Grab der "Spielerin" aus Jetzelsdorf, der ein voller Satz Spielsteine und Stabwürfel – vermutlich in einem Beutel – mit ins Grab gegeben worden waren. Welches Spiel die Dame aus Jetzelsdorf im Jenseits weiterspielen wollte und wie die Spielregeln gelautet haben, erklärt leider keine passende schriftliche Quelle.

Voll Eifer machten sich die Schüler*innen daran, die einzelnen Spiele auszuprobieren. Nach antiken Beschreibungen standen folgende zur Auswahl und wurden fleißig probiert:

  1. Harpastum, ein Ballspiel, das dem heutigen Kinderspiel "Schweinchen in der Mitte" ähnelt
  2. Mola rotunda, ein Mühlespiel
  3. Ludus delta und Ludus orca, Spiele, bei welchen jeweils Nüsse in bestimmte Felder oder Gefäße geworfen werden mussten
  4. Venus und Canis, zwei Würfelspiele, die bestimmte Zahlformationen forderten
  5. Tris, ein Spiel, das man in etwa mit "Drei gewinnt" vergleichen kann

Echte Archäolog*innen wollten aber natürlich auch selbst eine Rundmühle basteln. Auf einem Stück Leder zeichneten die Mädchen und Jungen das Spielfeld auf. Damit der Römer bzw. die Römerin ihr Spiel aber auch stets in der Handtasche verstauen konnte, wurden noch Löcher gestanzt und eine Schnur hindurchgezogen, so dass die Spielfelder zu kleinen Beutelchen werden konnten, in die man die Spielsteine wie z.B. Münzen oder farbige Steine, geben konnte. So hatte man seine mola rotunda allzeit parat für ein Spielchen zwischendurch. Kaum hatten die Kinder die Mühespiele gebastelt, wurde munter drauflos losgespielt. Man war sich schnell einig, dass für ein spannendes Spiel nicht immer viel Aufwand vonnöten ist. Nicht selten sieht man inzwischen nach der Pause im Hof am Weinweg schnell mit Kreide auf den Boden gezeichnete Spielfelder, wie man sie aus der Antike kennt – panem et Circenses: Pausenbrot und Spiele sozusagen.

Archaeologie Spiele 1

Archaeologie Spiele 2

Archaeologie Spiele 3
Fotos: privat

Karin Kemmeter