Wer an archäologische Ausgrabungen denkt, hat schnell berühmte Stätten in Pompeji, Rom oder Sizilien vor Augen. Doch man muss sich nur etwa einen Kilometer vom Albertus-Magnus-Gymnasium stadteinwärts bewegen, um auf das wahrscheinlich größte bekannte Gräberfeld Deutschlands zu stoßen, das im Rahmen der Bauarbeiten um das Dörnbergquartier eine Vielzahl von Gräbern und darin liegenden Skeletten samt Grabbeigaben ans Tageslicht brachte. Diese Ausgrabung interessierte die Jungarchäologen des AMG brennend und so baten sie Frau Dr. Sandner, die Leiterin des Landesamtes für Denkmalpflege, um Informationen zu dieser Grabungsstelle.

Zunächst einmal erklärte Frau Dr. Sandner die Lage und Ausdehnung des römischen Gräberfelds. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Bahngleise dort verlegt wurden, hatte der Regensburger Pfarrer Joseph Dahlem Teile des sogenannten "Großen Gräberfelds" dokumentiert. Auf einer Fläche von 120 Meter Länge und 100 Meter Breite entdeckte Dahlem etwa 5.000 Grabstätten – die Mehrzahl davon Brandgräber. Die dort entdeckten Grabmonumente, Inschriften und Grabbeigaben bildeten den Grundstock für die Römerabteilung des heutigen Historischen Museums. Allerdings zerstörten die damaligen Grabungen bis zu 5000 Gräber ohne Aufzeichnungen. Bei der aktuellen Grabung, die seit 2015 läuft, wurden bis jetzt 1200 Gräber dokumentiert. Die Anzahl der bekannten Gräber auf dem Areal ist damit auf 7000 gestiegen Es handelt sich meist um Körpergräber, d.h. Gräber mit Skeletten, die vor allem aus der Römerzeit stammen. Das Areal wurde aber von 179 n. Chr. bis ins frühe Mittelalter hinein als Friedhof genutzt. Anhand von sehr anschaulichen Karten und Graphiken, die die Archäologen akribisch mit den einzelnen Fundorten zeichneten, konnten die Kinder sehr gut erkennen, dass sich die Gräber links und rechts der nach Augsburg laufenden Römerstraße befanden. In der direkten Umgebung der Straße lagen die Gräber dicht an dicht, während sich die Zahl derer bei größerer Entfernung von der Straße ausdünnte. Schnell erschlossen die Hobbyarchäologen, dass Römer, die etwas auf sich hielten, auch bei der letzten Ruhestätte einen Platz bevorzugten, der viel frequentiert war. Schritt für Schritt erklärte Frau Dr. Sandner das Vorgehen der Archäologen von den ersten Grabungen ab, bei denen noch Bagger und großes Gerät anrückt, bis zu diffizilster Feinarbeit, bei der zum Beispiel Goldfasern auch mit Hilfe der chemischen Abteilung der Universität Regensburg freigelegt wurden. Was steckte wohl hinter diesem Erdreich, das mit Goldfasern durchwirkt war? Nach einigen Spekulationen klärte die Fachfrau das Rätsel auf: Die bestattete Tote war wohl durchaus wohlhabend und wurde in einem Tuch, das mit Goldfäden gewebt war, bestattet. Der Wissensdrang der Kinder war kaum zu stillen. Viele Fragen kamen auf: Woher weiß man eigentlich, ob das Skelett männlich oder weiblich ist? Wie kann man das Alter der Toten bestimmen? Geben die Skelette Aufschluss über die Todesursache? Wurden die Skelette beschädigt, wenn neue Tote begraben worden sind? Frau Dr. Sandner wusste zu allem Rat und beantwortete geduldig die vielen Fragen. Lebhaft wurde auch die Frage diskutiert, wem denn nun die Funde auf dem Areal gehören, denn in Bayern gilt: Der Finder und der Grundstückseigentümer teilen sich die Funde. Frau Dr. Sandner erklärte, dass so ein Fund auch eine große Verantwortung und dessen Bewahrung auch hohe Kosten birgt. Der Eigentümer des Dörnbergareals hat verfügt, dass die Funde dem Museum zur Verfügung gestellt werden. Dort werden sie wissenschaftlich erfasst und konserviert. Sämtliche Knochen werden in Magazinen der Stadt gelagert und für unsere Nachkommen und weitere Forschung konserviert Erstaunlicherweise wäre es Frau Sandner allerdings am liebsten gewesen, die Gräber wären weiter unter der Erde geblieben, denn dort sind sie am besten verwahrt für die Nachwelt, die vielleicht mit noch besseren archäologischen Methoden noch mehr Informationen über die spannende Geschichte des einstigen castra regina gewinnen könnten. Wie schon nach dem ersten Besuch von Frau Dr. Sandner gingen viele der Jungen und Mädchen nach dem Archäologiekurs mit dem festen Entschluss nach Hause, ihr Hobby wie Frau Dr. Sandner einmal zum Beruf zu machen. Wir freuen uns auf weitere Zusammenarbeit.

Archaeologie Graeberfeld 1

Archaeologie Graeberfeld 2

Karin Kemmeter