Sieben gegen Eris, so lautete der Titel des Films, den eine Gruppe Griechischschülerinnen und -schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums (Lisa Bogner, Aurelia Feiner, Maxi Gallmeier, Janis Kamper, Moritz Rank und Sophie Simm zusammen mit Noah Rohrwild als Kameramann) mit Erfolg beim Pegalogos Wettbewerb eingereicht hatte. Da im Pandemiejahr keine Preisverleihung möglich war, luden die Vertreter des Arbeitskreises Humanistisches Gymnasium zu einer ganz speziellen Führung in die Glyptothek ein, die Herr Dr. Gliwitzky, der stellvertretende Leiter der Sammlung, exklusiv für die jungen Griechinnen und Griechen veranstaltete.

Das Prunkstück der Glyptothek sind die aus lichtdurchlässigem Marmor gefertigten Giebelfiguren des Aphaiatempels von Ägina, einem dorischen Tempel für die Göttin Aphaia, die mit Athene gleichzusetzen ist. Zeigt der Westgiebel ein Kampfgeschehen zwischen Griechen und Trojanern im archaischen Stil, sind die Figuren des Ostgiebels, die die Geschichte des ersten trojanischen Krieges erzählen, bereits der Klassik zuzuordnen. Höchst anschaulich erklärte Herr Dr. Gliwitzky, wie die einzelnen Figuren in archäologischer Feinarbeit gepaart mit philologischer Sachkenntnis identifiziert werden konnten. So wurde zum Beispiel anhand des Verwitterungsrelief der Kopf eines Adlers mit einer Schlange im Schnabel auf der Brust eines Kämpfers rekonstruiert, der die Figur eindeutig als Ajax charakterisiert, da sich Zeus mit einer Schlange bei dessen Geburt gezeigt hat. An der Person des Ajax zeigte der Archäologe auch die politische Dimension der Figurengestaltung. Als Sohn des Telamon, dessen Mutter wiederum eine Nymphe von Ägina war, sandten die Einwohner von Ägina ein deutliches Signal hin zum rivalisierenden Athen, wem denn dieser große Held vor Troja zuzuordnen ist. Kein Wunder also, dass auch Achill in den Giebelfiguren seinen Platz fand, hatte er doch über seinen Vater Peleus ebenfalls Wurzeln in Ägina.

Besonders interessant fanden die Jugendlichen die sehr anschaulichen Erklärungen zu den an den beiden Giebeln jeweils unterschiedlichen Epochen der Archaik bzw. Klassik. Deutlich sichtbare Neuerungen am Ostgiebel sind zum Beispiel die dargestellten Bogenschützen, die weit realistischer als im Westgiebel Ziele in der Ferne anvisieren statt Personen in unmittelbarer Nähe, aber auch die intensive Verzahnung der Figurengruppen belegt den Wandel hin zur Klassik. Zeigte der sterbende Krieger im Westgiebel noch einen unnahbaren Moment des Todes mit dem typisch archäischen Lächeln auf den Lippen, so erkannten die Schülerinnen und Schüler im Ostgiebel ein realistisches trauerndes Sterben, das in Mimik und Gestik die Sekunde des Todes eindrucksvoll festhält.

Tief beeindruckt saßen die Jugendlichen dann noch mit Herrn Dr. Gliwitzky und Herrn Dr. Römisch im wunderschönen Innenhof der Glyptothek und plauderten über ihren Film, den Griechischunterricht am AMG, den Sinn der alten Sprachen und die beeindruckenden Verse Homers, die sie gerade im Unterricht lesen. Die ersten 300 Verse der Ilias durchzuhalten, empfahl der Museumsdirektor, dann werde man nicht mehr aufhören können zu lesen, so großartig sei dieses erste Werk der abendländischen Literatur. Den Zorn besinge, oh Göttin, des Peleussohns Achilles …

Ein großartiger Nachmittag und Abend für die Preisträgerinnen und auch für uns begleitende Lehrkräfte, der Lust auf mehr gemacht hat.

Pegalogos 22
Foto: privat

Karin Kemmeter und Wolfgang Feiner