• Slideshow Startseite 00
  • Slideshow Startseite 01
  • Slideshow Startseite 02
  • Slideshow Startseite 03
  • Slideshow Startseite 04
  • Slideshow Startseite 07
  • Slideshow Startseite 08
  • Slideshow Startseite 09

Wer das römische Forum besucht, steht oftmals etwas verwundert vor dem Altar Caesars, an dem immer noch Blumen, Münzen und andere Devotionalien abgelegt werden. Hier wurde Caesar auf Geheiß seines Adoptivsohns Octavian im Jahre 44 v. Chr. verbrannt und stieg direkt zu den Göttern auf – der große Caesar, ermordet von einer Gruppe Verschwörern, die die Republik zu retten gedachten. Die schlechten Omen an diesem 15. März, die Verschwörer, seine letzten Worte, sein tapferes Verhüllen des Hauptes, sein Tod vor über 2000 Jahren unter der Statue des Pompeius, seines erbitterten Gegners, wird uns genau bei Sueton und anderen Historikern beschrieben.

Doch war es wirklich so? Wie sehr prägten nur die antiken Geschichtsschreiber unser Bild von Caesars Sterben? Wurde denn eigentlich genau recherchiert oder am Ende die Geschichte ein klein wenig nur manipuliert, um den großen Helden auch einen Heldentod sterben zu lassen? Man stelle sich einmal vor, Cäsar wäre nur ganz banal von einer Leiter gestürzt, hätte sich an einer Gräte verschluckt oder wäre auf dem nassen Boden ausgerutscht …? Vorstellbar? Wir versuchten es und schrieben den "Mord" an Caesar neu. Wir wollen mit unserer Fassung unterhalten, aber auch ein bisschen dazu anregen, gerade die Überlieferungen antiker Geschichtsschreiber kritisch zu lesen. Eben Caesars "bellum Gallicum", das wir in der neunten Klasse gelesen haben, hat uns gezeigt, wie sehr oft in der Antike die Manipulation der Leserschaft im Vordergrund stand.

Wir sind eine Gruppe von Freunden und Freundinnen aus der zehnten Jahrgangsstufe, die alle zusammen der Spaß an den alten Sprachen verbindet. Einige von uns haben schon des Öfteren Filme zu antiken Themen gedreht und auch schon vor zwei Jahren beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen als Team erfolgreich teilgenommen. Diesmal waren in verschiedenen Rollen dabei Agim Doka, Aurelia Feiner, Jakob Heuschneider, Paul Rühr, Sophie Simm, Johannes Trapp und Pascal Zwirnlein. Regie führten wir gemeinsam, die Kamera übernahm Noah Rohrwild.

Anleihen für unser Stück nahmen wir bei der beliebten Fernsehserie des NDR "Der Tatortreiniger". Der Tatortreiniger Heiko "Schotty" Schotte beseitigt in Hamburg und Umgebung als Gebäudereiniger mit Spezialisierung zum Tatortreiniger Spuren des Ablebens von Menschen an Tatorten. Es handelt sich nicht um eine Krimiserie, vielmehr wird die Arbeit des Tatortreinigers auf humorvolle Weise vorgeführt. Der Schwerpunkt liegt auf kammerspielartigen Szenen mit viel Situationskomik (vgl. Der Tatortreiniger – Wikipedia, Datum des letzten Aufrufs: 1.2.2022). Auch wir wollten von einer Reinigung des Tatorts ausgehen, der doch einiges an interessanten Indizien zu Tage gefördert hat, die verschiedene weit weniger rühmliche Tode nahelegten. Dass dann gerade die Reinigung des Tatorts letztendlich für Caesars Tod verantwortlich war, sollte am Ende den Bogen zu dieser humorvollen Fernsehvorlage spannen.

Die Requisiten bastelten wir weitgehend selbst. Togen und Tuniken wurden teils genäht, manche fanden sich noch im Fundus unserer Lateinlehrkräfte ebenso wie einige antike Deko-Elemente wie Öllämpchen und Ähnliches.

Nachdem wir uns auf das historische Museum als Drehort geeinigt hatten, inspizierten zwei von uns vorab die Räume, um besser planen zu können. Mit einem entsprechenden Schreiben unserer Schule bekamen wir dann auch eine Drehgenehmigung.

Ich selbst, Aurelia Feiner, wurde nun damit beauftragt, den Plot zu entwerfen und so machte ich mich daran, den Text auf Deutsch zu formulieren. Agim Doka, ein gebürtiger Italiener und sehr guter Lateiner, übersetzte dann zusammen mit mir den Text ins Lateinische, wenngleich wir beide noch viele Stellen offenlassen mussten, weil Wortschatz und Grammatik fehlten. In mühsamer Teamarbeit verbesserten wir dann über Teams oder in den Mittagspausen jeden Dienstag den Text, bis wir damit zufrieden waren. In einem nächsten Schritt teilten wir die Szenen ein, ergänzten Regieanweisungen und gestalteten die Figuren aus. Die drei Detektive wurden an berühmte moderne Detektivfiguren aus Literatur und Film angelehnt, um wieder einen satirischen Bruch zwischen dem antiken Stoff und einer modernen kriminalistischen Vorgehensweise zu erreichen. Wir entschieden uns für die allseits bekannten Krimifiguren Sherlock Holmes, Miss Marple und Columbo, auf die wir durch ihre berühmten Attribute wie Sherlock Holmes‘ Pfeife anspielen. In der Folgezeit mussten der Text dann gelernt und die Szenen geprobt werden. Hier wurden wieder Lexika gewälzt, denn eigentlich wussten wir oft nicht, wie die Worte betont werden mussten und wo die Längen oder Kürzen jeweils liegen.

Zuletzt entschieden wir uns dafür, einen Senator italienisch sprechen zu lassen. Zum einen um zu zeigen, dass es neben dem uns bekannten unter anderem von Cicero und Caesar geschriebenen hochsprachlichen Latein auch ein gesprochenes Vulgärlatein gab, das vielleicht dem Italienischen ähnelte. Zum anderen hatten wir zwei Muttersprachler unter uns, die italienisch sprechen und sozusagen ein lebendiger Beweis für das Fortleben der lateinischen Sprache sind. Nicht zuletzt hielten wir gerade den Bundeswettbewerb Fremdsprachen für den richtigen Ort, das antike Latein mit der ihm nachfolgenden romanischen Sprache verfließen zu lassen.

Hier kurz die Handlung unseres Films:

Während Caesar gerade im Senat eine flammende Rede hält, putzt ein Sklave das Theater. Obwohl dieser sogar ein Warnschild aufstellt, rutscht Caesar auf dem Putzwasser aus und fällt auf einen der Senatoren, der gerade dabei ist, sich einen Apfel mit einem Messer zu schneiden. Ungünstigerweise wird der Diktator mit genau diesem Messer durchbohrt und stirbt. Die zunächst anwesenden Senatoren beraten sich, wie sie nun vorgehen sollen. Sie kommen zu dem Schluss, dass ein derartig banaler Tod viel zu unwürdig für einen so einflussreichen Herrscher ist, und so beschließen sie, eine Verschwörung gegen Caesar zu konstruieren, um dessen Ehre zu retten. Daraufhin läuft ein Senator aus dem Theater, um Tumult unter dem Volk zu veranstalten und drei Detektiv*innen zu alarmieren. Diese untersuchen den Tatort und sammeln verschiedene Beweismittel ein, die sie anschließend in ihrem Detektivbüro auswerten. Da unter den Beweisstücken auch ein zerrissener Liebesbrief von Kleopatra zu finden ist, spekulieren sie, ob vielleicht Caesars ehemalige Geliebte Servilia die Mörderin gewesen sein könnte. Ein imaginäres Szenario des Mordes wird durchgespielt. Allerdings streitet Servilia die Tat vehement ab und der Türsteher des Senats bestätigt, dass diese kein Messer dabeihatte, als sie in das Theater lief. Schließlich werden also auch die anderen Beweise berücksichtigt. Anhand des Loches in dem blutdurchtränkten Tuch, in das die Tatwaffe genau passt, schließen die Detektive, dass das Tuch bei dem tödlichen Stoß zwischen Caesar und dem Mörder gewesen sein muss. Auf diese Weise erarbeiten sie sich schrittweise die richtige Lösung des Falles.

Als der Text in eine Endfassung gebracht worden war, begann der Filmdreh. Pandemiebedingt waren nur ein paar Gäste im Historischen Museum, die wenigen Anwesenden reagierten sehr positiv auf unser Ansinnen und schauten bisweilen auch interessiert zu. Die Räume hatten Noah und ich ja bereits vorab inspiziert und fotografiert, so dass wir uns schon einigermaßen einig waren, wo wir was filmen wollten. Dennoch musste das eine oder andere noch direkt am Set geändert werden. Mit dem Drehen allein war es aber noch nicht getan, der Film musste noch geschnitten, mit Musik unterlegt und vor allem nachsynchronisiert werden, was noch ein Menge Zeit in Anspruch nahm. Doch am Ende hatten wir einen in unseren und wohl auch in den Augen der Jury des Bundeswettbewerbs gelungenen Film in Händen.

Insgesamt hat es uns allen sehr viel Spaß gemacht, wenngleich wir auch oftmals an unsere Grenzen stießen. So schön es war, das Drehbuch zunächst auf Deutsch zu konzipieren, so schwer war es dann doch, den Text ins Lateinische zu übersetzen. Immer wieder fehlten uns Wörter, die Sätze hörten sich irgendwie nicht nach richtigem Latein an, manche modernen Begriffe wie Putzlappen oder Fingerabdruck fanden sich in keinem der Lexika, die mit der Zeit unsere ständigen Begleiter geworden sind. Immer wieder mussten wir unsere Lateinlehrkräfte um Rat fragen, wie man dieses oder jenes ausdrückt. Viel Freude hat es aber in jedem Fall gemacht, den Charakteren Leben einzuhauchen und den Mord an Caesar neu zu gestalten.

Große Probleme und Unsicherheiten ergaben sich aus der aktuellen Pandemiesituation und den daraus resultierenden Vorschriften, Regelungen und Einschränkungen. Immer wieder wechselten die Vorgaben, wie viele Jugendliche sich treffen durften, immer wieder war unklar, ob wir unter diesen Umständen im Museum drehen konnten. Wir bemühten uns um maximale Sicherheit, testeten so viel wie möglich und entschieden uns auch dafür, gemäß den aktuellen Bestimmungen alles mit Masken zu drehen. Es erschien uns schlüssig, den Film auch als Zeugnis dieser ganz außergewöhnlich schwierigen Zeit entstehen zu lassen, die eben von Masken als unseren ständigen Begleitern geprägt ist. Dass es ausgesprochen anstrengend war, mit den Masken zu schauspielern, zu reden, zu diskutieren, muss eigentlich nicht extra erwähnt werden.

Man merkt natürlich bei Teamarbeit auch, dass eine Gruppe mit acht Personen durchaus nicht leicht zu koordinieren ist: Es gab verschiedenste Meinungen, Kompromisse mussten gefunden und Termine abgestimmt werden. Wir hatten aber sehr viel Spaß beim Drehen, sind ein richtiges Team geworden und mit dem Ergebnis wirklich zufrieden. Auch sind wir ein wenig stolz, alles fast ohne fremde Hilfe geschafft zu haben. Eine Teilnahme am Bundeswettbewerb Fremdsprachen können wir nur weiter empfehlen, wir haben ein schönes Preisgeld gewonnen und dürfen an der Preisverleihung teilnehmen. Unser besonderer Dank gilt Frau Scharl, die die Betreuung übernommen hat, uns stets mit Rat und Tat zur Seite stand und eine schier unendliche Geduld in allen Belangen bewiesen hat.

BuWett Sprachen 22 1

BuWett Sprachen 22 2

BuWett Sprachen 22 3
Fotos: privat

Aurelia Feiner