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Ein bisschen fühlte sich unser Schulleiter Herr Thammer wie Heinrich Schliemann, so erzählte er den Kindern des Wahlfaches Archäologie, als er vor einigen Jahren erfuhr, dass das Albertus-Magnus-Gymnasium Besitzer einer Sammlung wertvoller alter Münzen und antiker Kleinkunst wie Vasen und Terrakotten und anderer Skulpturen ist. Vermacht wurde der Schatz von einem berühmten ehemaligen Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums, Franz Langlotz. Die wertvollen Stücke der Sammlung waren aber verschollen und nur dem Zufall, vielleicht aber auch dem Spürsinn unseres Schulleiters war es zu verdanken, dass er die Sammlung im Keller des AMG wiederentdeckte.

Als Geschichtslehrer mit Leib und Seele verfolgt Herr Thammer mit großem Interesse den neuen Wahlkurs Archäologie am AMG und schaut auch immer wieder gerne vorbei, um sich mit den Hobbyarchäologen und -archäologinnen auszutauschen. Daher ließ er es sich natürlich auch nicht nehmen, an zwei Nachmittagen, die einzelnen Stücke der Sammlung Langlotz, die inzwischen sorgsam im Tresor verwahrt wird, zu präsentieren.

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Mit viel Begeisterung betrachteten die Kinder zunächst die antiken Vasen. Man versuchte gemeinsam, Motive zu erkennen, sie zu datieren und ihren Wert einzuschätzen. Ein Raunen ging durch die Reihen, als Herr Thammer darüber aufklärte, dass die Vasen über 2000 Jahre alt sind. Gemeinsam rätselte man auch über die Funktion eines kunstvoll geschmiedeten Metallgegenstandes, der sich schließlich als Henkel erwies. Längst hatte es schon gegongt, doch die Kinder waren nicht zu bremsen und bestürmten Herrn Thammer mit vielen Fragen, der geduldig noch lange mit ihnen diskutierte und versprach, 14 Tage später wiederzukommen, denn es gebe auch noch eine umfangreiche Münzsammlung.

Doch wer war eigentlich dieser Franz Langlotz? Franz Langlotz wurde 1876 in Regensburg als Sohn eines Bildhauers und Kunstschreiners geboren. Er absolvierte sein Abitur am Albertus-Magnus-Gymnasium. In München studierte er Bauwesen und war im Anschluss für den Staat tätig. 1910 quittierte er aber den Dienst und wurde Geschäftsführer der Isarwerke AG. Stets blieb er seinen humanistischen Wurzeln verbunden und veranlasste zum Beispiel die künstlerische Ausgestaltung des Wasserkraftwerks Mühltal mit einem Deckengemälde. Eine zentrale Windrose wird von den mythologischen Figuren Poseidon, Zeus, Aiolos und Helios als Personifizierungen der Naturgewalten Wasser, Blitz, Wind und Sonne unter Angabe der Himmelsrichtungen gerahmt. Auch seine Heimatstadt blieb ihm stets teuer und so vermachte er seine umfangreiche Kunstsammlung teils der Universität Regensburg und teils dem Albertus-Magnus-Gymnasium.

Die Kinder staunten zwei Wochen später nicht schlecht, als sie Herr Thammer schwer bepackt mit der Münzsammlung erneut besuchte. Die interessierten Schülerinnen und Schüler waren aufgrund des jüngst in Augsburg gefundenen Münzschatzes schon für das Thema Numismatik sensibilisiert und machten sich mit Feuereifer daran, die Porträts der Kaiser auf den Münzen zu betrachten. Nicht jeder, so der Tenor der Schüler, war besonders vorteilhaft abgebildet, gerade das Porträt des flavischen Kaisers Vespasian glich doch eher einem dubiosen Mafiaboss denn einem ehrwürdigen Princeps. Hochkompetent klärte Herr Thammer über Material, Prägung und den Verkehrswert der Münzen auf. Gemeinsam erarbeitete man auch die Funktion der Abbildungen. Warum ließen sich Kaiser auf Münzen darstellen? Die Schülerinnen und Schüler erfassten schnell, dass hier Selbstdarstellung und Propaganda im Vordergrund standen, gelangten die Münzen über den Handel doch bis in die entlegensten Teile des römischen Reiches.

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Glücklicherweise hat das Institut für klassische Archäologie die genaue Beschreibung der antiken Stücke übernommen, so dass man gemeinsam mit Herrn Thammer auch immer wieder im Verzeichnis nachlesen konnte, was auf den oft winzigen Münzen genau abgebildet ist bzw. was die Aufschriften bedeuten. Auch eine Ausstellung zusammen mit dem historischen Museum ist geplant, auf die wir Hobbyarchäologen, aber sicher auch die ganz Schulfamile schon gespannt sind.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herrn Thammer für seine interessanten Informationen, die er spannend und abwechslungsreich dargeboten hat, und freuen uns, wenn er uns auch bei unseren nächsten Projekten wieder so tatkräftig unterstützt.

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Karin Kemmeter